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Schmerzensgeld nach Ärztepfusch

Urteil in Limburg: 1 Million Euro Schmerzensgeld für behindertes Kind nach Ärztepfusch

Das Landgericht Limburg hat einem heute 10-jährigen Kind ein Schmerzensgeld in Höhe von 1 Million Euro zugesprochen (1 O 45/15, Urteil v. 28.06.2021).

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass medizinische Behandlungsfehler zur heutigen Schwerstbehinderung des Jungen geführt haben.

Der damals 1-Jährige war im Dezember 2011 wegen einer Lungenentzündung in das Limburger Krankenhaus eingeliefert worden.

Bei der intravenösen Gabe eines Antibiotikums habe das Kleinkind sich an zuvor gegessenen Apfel- und Chipsresten derart verschluckt, dass es in der Folge zu schweren Hirnschädigungen gekommen sei.

Für die Höhe des Schmerzensgeldes seien die fatalen Konsequenzen des Fehlverhaltens der medizinisch Verantwortlichen ausschlaggebend.

Der Junge werde nie ein auch nur näherungsweise normales Leben führen können und sei rund um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen.

Gefordert hatten die Kläger ein Schmerzensgeld in Höhe von mindestens 500.000 Euro.

Tragische Vorkommnisse im Krankenhaus

Zu den tragischen Vorkommnissen kam es laut Urteil am Nachmittag des 26. Dezember 2011.

Die diensthabende Krankenschwester sei im Zimmer des Betroffenen erschienen, um das Antibiotikum über einen sogenannten Portzugang zu verabreichen.

Laut Urteil habe die Krankenschwester gewusst, dass das Kind kurz zuvor gegessen hatte und hätte deshalb mit der Medikamentengabe länger warten müssen, um ein Verschlucken von Speiseresten zu verhindern.

Der Junge habe während der Injektion zu schreien und husten begonnen und habe sich verschluckt.

Auch die anschließend eingeleiteten Erste-Hilfe-Maßnahmen seien nicht angemessen gewesen.

Das Verhalten der Beklagten sei rechtswidrig und schuldhaft, nämlich fahrlässig gem. §276 Abs. 2 BGB gewesen, heißt es in dem Urteil.

Das Schmerzensgeld solle den Kläger für das erlittene körperliche und seelische Leid entschädigen.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Zusätzlich materieller Schadensersatz

Neben dem “reinen Schmerzensgeld” in Höhe von 1 Million Euro hat der Kläger auch noch Anspruch auf sämtliche sogenannten materiellen Schadensersatzpositionen.

Hierzu gehörten unter anderem die spätere behindertengerechte Unterbringung des Kindes, Umbaumaßnahmen im elterlichen Haus oder die Anschaffung eines behindertengerechten Fahrzeugs. 

Diese Beträge können nochmals das hier zugesprochene Schmerzensgeld deutlich übersteigen.

Bedeutung einer Rechtsschutzversicherung zur Übernahme der Prozesskosten

Der Fachanwalt für Medizinrecht Dr. Haack weist im Zusammenhang mit diesem Verfahren auf die Bedeutung einer geeigneten Rechtsschutzversicherung hin.

Ein Rechtsstreit in dieser Größenordnung kostet die Kläger mehrere 100.000 €, mit denen sie bis zum Erlass des Urteils in Vorlage treten müssen. 

Eine Erstattung dieser Kosten erfolgt nur, wenn der Prozess vollumfänglich gewonnen wird. 

Sollte der Prozess verloren werden, entstehen nochmal erhebliche Kosten, da die Gegenseite einen Kostenerstattungsanspruch hat.

Rechtlicher Beistand bei medizinischen Behandlungsfehlern – Dr. Haack | Dr. Böttger

Betroffene von medizinischen Behandlungsfehlern sollten sich zeitnah juristischen Beistand suchen, um ihnen zustehende zivilrechtliche Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche erfolgreich gerichtlich durchzusetzen.

Die Fachkanzlei für Medizinrecht Dr. Haack | Dr. Böttger ist seit vielen Jahren ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet und steht Ihnen gerne bundesweit für eine Erstberatung zur Verfügung.

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Quellennachweise:

  • https://www.welt.de/vermischtes/article232152773/Limburg-Eine-Million-Euro-Schmerzensgeld-fuer-Kind.html
  • https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/landgericht-limburg-schmerzensgeld-eine-million-euro-kleinkind-krankenhaus-hirnschaden-behinderung-verschluckt/
  • https://www.fnp.de/lokales/limburg-weilburg/limburg-ort511172/urteil-eine-million-euro-schmerzensgeld-fuer-tyler-90829982.html
  • § 253 BGB – Einzelnorm (gesetze-im-internet.de)
  • https://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__276.html
  • https://openjur.de/u/2344732.html
  • https://www.spiegel.de/panorama/justiz/hirnschaeden-nach-antibiotikainfusion-eine-million-euro-schmerzensgeld-fuer-kleinen-jungen-a-75a46dcd-bd9c-415e-800f-ec6eb39749d6
  • https://ordentliche-gerichtsbarkeit.hessen.de/LG-Limburg

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