Die Schulterdystokie als Ursache für Geburtsschäden

Die Schulterdystokie als Ursache für Geburtsschäden: Wer hilft?

Die Geburt eines kleinen Menschen ist ein äußerst komplexer Vorgang, bei dem vieles schiefgehen kann. Die gute Nachricht: Meistens klappt alles wunderbar und es erklingt die altbekannte Nachricht: „Mutter und Kind wohlauf!“. In anderen Fällen jedoch laufen die Dinge weniger glatt und es kommt zu – teilweise vermeidbaren – gesundheitlichen Schäden. Die Schulterdystokie ist ein Verursacher von Geburtsproblemen, die dem Kind schaden können.

Die Fachkanzlei für Medizinrecht Dr. Haack & Dr. Böttger stellt die zwei wichtigsten Fragen, die den geschädigten Patienten wichtig sind: Wie konnte das geschehen? Wer ist daran schuld? Wir holen uns in Ihrem Auftrag die Antworten und sorgen dafür, dass Sie eine ordentliche Kompensation erhalten. Auch bei Geburtsschäden, ausgelöst durch unglückliche Umstände in Verbindung mit medizinischem Fehlverhalten.

Was ist eine Schulterdystokie?

Zuerst wird im Normalfall der kindliche Kopf mit den nachfolgenden Schultern geboren, der Rest folgt fast wie von selbst. Doch weil Kopf und Schultern besonders sperrig sind, können sie im Geburtskanal steckenbleiben. Vor allem die inkorrekte Einstellung der kindlichen Schultern im mütterlichen Becken, genannt Schulterdystokie, verzögert regelmäßig die Geburt.

Wie kommt es zu einer solchen Schulterdystokie? Die Geburtsverzögerung kommt relativ selten vor, deshalb trifft sie manchen Geburtshelfer überraschend – was im schlimmsten Fall zu verzögerten oder falschen Reaktionen führen kann. Ein Warnsignal ist Übergewicht der Mutter, ebenso wie ein kindliches Gewicht von über 4.000 Gramm.

Diabetische Schwangere mit hohem BMI sind besonders gefährdet. Ausgeprägte Fettansammlungen im Becken ebenso wie ordentlicher Babyspeck führen besonders oft dazu, dass sich das Kind mit der Schulter „verhakt“.

Was genau passiert bei einer Schulterdystokie? Beim hohen Schultergeradstand stellen sich die Schultern im Beckeneingang längs ein, die vordere Schulter bleibt dabei an der Symphyse hängen. Beim tiefen Schulterquerstand rotieren die Schultern in der Beckenmitte nicht wie üblich, sondern sie bleiben quer stehen. Wer sich jetzt dazu die Gewalt einer Wehe vorstellt, weiß, was das mit dem kindlichen Körper macht.

Was kann man tun bei einer Schulterdystokie?

Die Schultern sitzen fest, der kindliche Kopf ist zwar zu sehen, aber die Geburt steht still. Die Presswehen gehen aber weiter, und das Baby bekommt sie mit voller Kraft ab. Darum verabreichen Ärzte bei hohem Schultergeradestand zuerst per Injektion ein Tokolytikum, das die Wehentätigkeit hemmt. Anschließend schafft der Mediziner durch einen Damm- und / oder Scheidenschnitt Platz für die verklemmten Schultern.

Beim nachfolgenden sogenannten McRoberts-Manöver werden die Beine der Gebärenden gestreckt, damit sich das Becken weiter öffnet, und das Kind durch manuellen Druck zur Rotation um seine Längsachse angeregt. Danach braucht das Baby dringend Platz für die vordere Schulter, der durch maximale Hüftbeugung geschaffen werden kann. Als weiteres Mittel gilt die Intubationsnarkose, damit sich der Beckenboden maximal entspannt.

Beim tiefen Schulterquerstand sieht die Sache etwas anders aus. Auch hier erfolgt in der Regel wieder ein Damm- und / oder Scheidenschnitt, dann dreht der Arzt den kindlichen Kopf plus Schultern in der Längsachse. Als Unterstützung dient manchmal der Kristeller-Handgriff: der wehensynchrone Druck auf das Gebärmutterdach, um die Austreibung zu beschleunigen.

Das Rubin-Manöver gehört ebenfalls zum Werkzeugkoffer der Geburtshelfer, um einer Schulterdystokie adäquat zu begegnen. Bei Rubin 1 drückt der Mediziner von außen auf die kindliche Schulter, um diese unter das Schambein zu bringen, während die Mutter mit angezogenen Beinen und gebeugter Hüfte liegt. Rubin II ist die zweite Stufe mit vaginalem Eingriff, um die Schulter des Kindes nach vorne zur Brust zu drehen.

Wie gefährlich ist eine Schulterdystokie?

Die Mortalität, also das kindliche Risiko, bei einer Schultertystokie den Tod zu erleiden, liegt irgendwo zwischen 2 und 16 Prozent. Oft trägt die gefürchtete Nabelschnurkompression Schuld am Ableben des Säuglings, manchmal ist es aber auch eine Thoraxkompression oder eine traumatische Hirnschädigung, die der kleine Mensch nicht übersteht. Im weniger schlimmen Fall bricht sich das Baby den Oberarmknochen oder das Schlüsselbein – schmerzhaft, aber behandelbar.

Eine Armlähmung, auch inklusive Schulter und Hand, kann ebenfalls Resultat der Schulterdystokie sein. Harmlos ist die Situation also ganz und gar nicht, viele Schäden gehen aber zum Glück mit der Zeit zurück. Schulterdytokie Spätfolgen sind möglich, ebenso kann es aber auch gut sein, dass der Säugling völlig unbeschadet bleibt.

Gibt es eine ärztliche Vorbeugung gegen Schulterdystokie?

Was kann der Arzt im Voraus machen, damit es gar nicht erst zum gefürchteten Geburtsstillstand kommt? Eine gründliche vorgeburtliche Anamnese deckt viele Risiken vorher auf und macht Vorbeugung erst möglich. Doch bislang konnte kein noch so ausgeklügeltes Screening die Anzahl der Schulterdystokien senken. Also ist eine schnelle und richtige Reaktion während des Geburtsvorgangs noch immer das A und O, um Babys vor Schäden und Tod zu retten.

Schulterdystokie und Geburtsschaden: Ihr Anwalt für juristische Gerechtigkeit

Ob nun Hebamme oder Arzt an einem Geburtsschaden schuld sind, das lässt sich durch akribisches Nachforschen meistens im Nachgang klären. Für solche Fälle steht unsere Fachkanzlei für Medizinrecht zur Verfügung! Gemeinsam mit Ihnen schauen wir sehr genau hin und klären die Vorgänge im Kreissaal nachträglich ab. Bei Behandlungsfehlern und menschlichem Versagen ziehen wir mit den Geschädigten und deren Angehörigen vor Gericht, für Schadensersatz und Schmerzensgeld – und ein Stück weit auch für Gerechtigkeit.

Wenden Sie sich an uns, vereinbaren Sie hier eine erste Beratung, um Klarheit zu schaffen.

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Quellennachweise:

https://flexikon.doccheck.com/de/Schulterdystokie#:~:text=1.-,Definition,weiteren%20Verlauf%20der%20Geburt%20verz%C3%B6gert.

https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/die-geburtshilfe/schulterdystokie?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-44369-9_39

https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0032-1320144.pdf

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